Um 6:30 Uhr klingelte der Wecker, das heißt er mußte gar nicht klingeln, denn ich war schon seit einiger Zeit wach, muss wohl doch ein wenig aufregung vorhanden sein. Nach dem Frühstück von 4 Scheiben Weissbrot und einer Tasse Kaffee, ging ich zum wiederholten Male meinen Startbeutel durch, ob ich auch wirklich nichts vergessen habe.
Mit dem Zug um 8:10 Uhr ging es dann in Richtung Bremen Hauptbahnhof. Im Zug einen erfahrenen Marathonläufer getroffen, der von seinem ersten Marathon berichtete, so mit Krämpfen und Infusionen am Ende...schönen Dank nochmal. Am Bahnhof und auf der Bürgerweide waren wirklich nur die vielen unausgeschlafenen Läufer unterwegs. Kurz abgecheckt wo alles ist. Die Startunterlagen hatten wir uns schon am Vortag beim Kinderlauf abgeholt. In der Messehalle umgezogen und den Startbeutel abgegeben. Letzten Schluck getrunken und nocheinen Powerbarriegel gegessen.
Dann bin ich auf die Suche noch meinen Eltern gegangen die sich den Start der ca. 1000 Läufer anschauen wollten.
Nach kurzer Suche habe ich sie gefunden. Noch ein wenig warmlaufen, es war wirklich frisch, ca. 12 Grad und heftiger Wind (am Weserwehr soll Windstärke 8 gewesen sein). Der Wind sollte aber größtenteils von hinten wehen, na was für ein Glück.
Ich habe mich dann in die Startaufstellung begeben, dort was es dann nicht mehr so kalt. Um 9:22 Uhr erfolgte der Start, noch ein kurzes Abklatschen bei meinen Eltern und ab ging die Reise über 42,195 Kilometer.
Auf den ersten Kilometern war man noch in einem Pulk, so langsam ging jeder auf die Geschwindigkeit die er laufen wollte, man reihte sich ein. Nach einigen Km durch die Innenstadt ging es in die Neustadt. Dort schliefen in den Bushaltestellen noch die letzten Alkoholleichen der Nacht zuvor, was tut man sich eigentlich an??? Die und Wir???
Dann in Richtung Werdersee und Habenhausen, am Weserwehr wurde es wie beschrieben sehr windig. Dann ging es durch Schwachhausen und den Rhododendronpark, hier mein erstes kleines Highlight: in einer Unterführung, sehr dunkel, mit Discoblitzern und Discokugel und einem super Sound, in Horn war die Hälfte geschafft. Bis dorthin ging es auch recht gut, nur mein rechter Schuh an der Zunge machte Probleme, er scheuerte wie verrückt und am linken Fuss machte sich eine entstehede Blase bemerkbar. Nach machte eine Zwischenpause, richtete am rechten Fuss die Socke und die Zunge und verpflasterte meinen linken Fuss mit ordentlich Pflaster.
Nach der kleinen Pause ging es weiter, so langsam kamen wir in die Region worauf ich mich freute, den Bürgerpark, dort sollten wir auf die Halbmarathonläufer treffen, dann ist man nicht mehr so "allein" auf der Strecke, denn das Feld hatte sich mittlerweile dort ordentlich gestreckt.
Meine Freude wurde aber doch getrübt, denn das komplette Halbmarathonfeld war jetzt vor mir und ich mußte das Feld von hinten aufräumen :-))
Und hier spielten sich auch die ersten Dramen ab, die ersten Marathonläufer blieben einfach stehen und nichts ging mehr.
An der Findorffallee stand meine Schwester mit unseren 2 Kindern und hielten das Plakat hoch.
Ich blieb kurz stehen, richtete wieder meine Schuhzunge und nahm noch einen Powerbarriegel und verabschiedete mich wieder. Dann ganz Findorff durchlaufen und ab in Richtung Überseehäfen. Hier einmal durch das Hudson gelaufen. Am Weserufer klebte ich nocheinmal ein paar Pflaster am meinen linken Fuss. Ab hier war mir eigentlich schon klar das ich mein sekundäres Ziel unter 4 Stunden zu laufen wohl nicht mehr schaffen würde. Hier waren dann auch ca. 30 Kilometer geschafft und wie es im Lehrbuch steht fingen hier die Probleme an. Ich merkte ein Zwicken in den Oberschenkeln und in den Waden und habe nur gehofft das jetzt noch nicht die Krämpfe losgehen. Positiv daran war, dass ich mich jetzt auf meine Beine konzentrierte und die Füsse vergaß.
Dann ging es die Weser entlang bis zur Schlachte, leider nicht wie letztes Jahr ein Genuss, denn ich hatte keine Augen mehr für etwas anderes als für mich. Ich mußte mich so konzentrieren, denn mein Körper wollte nicht mehr so richtig.
An der Weser ging es weiter bis zum Weserstadion, dort die Wende und dann einen Hügel hoch zum Osterdeich. Der Hügel war für viele, auch für mich, ein heftiges Hinderniss, welches nicht mehr raufgelaufen werden konnte, wir mußten gehen. Dann auf dem Osterdeich wieder zurück in Richtung Stadt. Ich wußte nicht, dass der Osterdeich so lang sein kann. Das "laufen" ging so vorran, ich träumte nur noch vom Ziel, aber auch 5 Kilometer können sehr lang sein.
Bei Kilometer 41 nocheinmal ein Highlight, im Lloydtunnel hatte ein DJ ein Anlage mit diversen Boxen aufgebaut und machte ordentlich Stimmung. Dann kam Kilometer 42 und dann war nur noch der Zielkanal zu bewältigen. Kurz nach dem Ziel die Familie umarmt und dann wartete ich auf die versprochenen Glücksgefühle, die kamen leider nicht, nur ordentlich Schmerzen, selbst das Erdinger Alkoholfrei schmeckte nicht.
Nach dem Umziehen, essen und trinken, massieren lassen, machten wir uns auf den nach Hause Weg. Kein Heißhungergefühl, keine Glücksgefühle.
Zu Hause angekommen machte ich es mir auf dem Sofa bequem, war keine gute Idee, die Schmerzen in den Beine waren so heftig, das ich erstmal zwei Tabletten nehmen mußte. So langsam kam ein kleines bißchen Stolz auf, etwas geschafft zu haben, was viele andere nicht schaffen würden. Ich wollte es nicht wieder machen.
Schuhe zumachen und Treppe runter waren am nächsten Tag fast unmöglich, aber lustig. Die "Schmerzen" blieben bis Donnerstag und am Freitag bin ich das erste mal wieder gelaufen, ging ganz gut, aber es zwickte ab und zu ein einigen Stellen. Die Blase die sich angekündigt hatte ist nicht gekommen, einziges Andenken an den Marathon ist ein blauer Zehennagel, woher ist ein Rätsel.
Ich habe mich entschlossen doch nocheinmal (oder öfter) einen Marathon zu laufen. Alles in allem ist es doch eine tolle Geschichte und ein ganz besondere Erfahrung, trotz der Schmerzen und viel investierter Zeit und Arbeit.
FORTSETZUNG FOLGT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Stressbewältigung
vor 4 Jahren
Hallo Marc, gratuliere Dir zum ersten Marathon!! Ich bin dieses Jahr nur den Halben gelaufen, aber ich kann gut nachfühlen, was Du geschrieben hast... Ich hoffe, Deine Motivation für den nächsten Marathon wird durch die Schmerzen nicht getrübt: es wird nämlich immer besser! :-)
AntwortenLöschenÜbrigens: das Schild oben hab ich auch gesehen. Hab echt gelacht, als ich vorbei gelaufen bin... So ein Zufall :-)